Zur Herkunft der
Homburger LENHARD
aus dem
Tannheimer Tal in Tirol
Letzte Überarbeitung/Ergänzung am 16. Mai 2015
Verfasser:
Dr. Hermann Müller, Heppenheim
1. Einleitung
In Homburg lebten um 1700 verschiedene
katholische LENHARD-Sippen, die nach bisherigen Erkenntnissen aus verschiedenen
Herkunftsregionen kamen. Die Schreibweise des Familiennamens variiert sehr
stark (siehe unten). LENHARD ist die heute überwiegend vorkommende Schreibweise
bei den katholischen Familien, LEONHARD bei den evangelischen Familien.
In Homburg und Bexbach gibt es mehrere Hinweise auf die Herkunft einiger
katholischer Namensträger aus dem Tannheimer Tal in Tirol.
Der Verfasser sucht im Rahmen
der Erforschung von LENHARD-Sippen in der Westpfalz und Saarpfalz (siehe http://www.Mueller-Heppenheim.de/lenhard1.htm ) nach Beweisen für die Annahme, dass
sowohl ein Teil der Homburger LENHARD als auch die LENHARD auf der Sickinger
Höhe (Harsberg, Schauerberg und Umgebung) aus dem Tannheimer Tal in Tirol
stammen.
Auch Johann LENERT (LEHNERT,
LEONARDI), der 1714 in Merzig heiratete und 1763 da starb, soll aus Tannheim stammen. (Quellen: CD Die Einwohner von
Merzig 1670 - 1870; Petto).
Ziel vorliegender
Zusammenstellung ist es, den aktuellen Forschungsstand zu dokumentieren,
anderen Forscher zu helfen und diese zum Mithelfen anzuregen. Nachfolgender
Beitrag wurde in einer früheren - hier ergänzten - Version bereits in der
Zeitschrift "Saarländische Familienkunde" Bd. 7, Jg. 1994, S. 293ff
veröffentlicht.
Vergleiche unterschiedlicher
Auswertungen und Kommentare zu anderen Forschungsergebnissen dürfen keinesfalls
als Kritik verstanden werden. Besonders frühere Forscher, deren Arbeit ich sehr
schätze und anerkenne, hatten ohne Kopierer, Digitalkamera, Internet,
Reisemöglichkeiten usw. erheblich schlechtere Arbeitsbedingungen und die alten
Schriften lassen nicht immer erkennen, was der Schreiber zu Papier brachte oder
bringen wollte. Ich bringe die unterschiedlichen Fundstellen in der Hoffnung,
dass gerade die Widersprüche und Differenzen die zündende Idee für die
weiterführende Forschung liefern.
2. Hinweise zur Herkunft der LENHARD
In den erhaltenen
katholischen Kirchenbüchern von Homburg/Saar [2] findet man folgende, ergänzte
Angaben:
1. Georg LENHARD, ein
Maurer, heiratete in Homburg am 21.11.1684 Christine SCHWANER, Witwe von Johann
HAG, einem Wagner in Homburg (gestorben 26.01.1684) (bei Petto: Johannes HECK,
bei Wagner/Dufner: Johann HAG/HAC/HEK), gewesener
Bürger von Homburg.
In der Heiratsurkunde sind
die Namen nicht eindeutig zu lesen. Der Ehemann wird als LEONERT Geurich oder Genrich gelesen. Geurich ist (nach Auskunft von Herrn Petto) die
französische Form für Görg. Henrich (für Heinrich) ist die Deutung von Genrich. Der Vornamen ist daher nach heutiger Schreibweise
Georg oder Heinrich. In der Literatur (Petto, Blätter zur Geschichte der Stadt
Homburg, Register der Kirchenbücher) wird daher sowohl LEONARD Georg als auch
LEONHARD Heinrich für dieselbe Person verwendet. Richtig ist meines Erachtens
unter Betrachtung des gesamten Kontextes allein der Vorname Georg.
Bei späteren Taufeinträgen
der Kinder findet man die Schreibweise Georg LEONARD, Georg LEINERT, Georg
LENERT, Jörg LEHNERT.
Dieser Georg LENHARD (heute
verbreitete Schreibweise des Familiennamens) kam aus "partanheim
en tirol". Petto schließt daraus auf Tannheim in Tirol, was wohl die mit hoher Wahrscheinlichkeit
zutreffende Deutung ist. In den Blättern zur Geschichte der Stadt Homburg wurde
daraus "Parzenheim (Tirol)". Drumm nennt "Partanheim in
Tirol" als Herkunftsort. Wagner/Dufner schreiben
"Parranheim/Tirol". "partanheim"
kann als "parochia tanheim"
interpretiert werden.
Auch der Name der Ehefrau
kommt in verschiedenen Formen in den Kirchenbüchern vor: Christine SCHUANERINE,
Christine SCHAUNER, Christine SCHWANIN. Zutreffend ist wohl Christine SCHWAN
oder SCHWANER. Im Heiratsakt steht zumindest "Christine SCHUANERINE".
Der Name SCHWAN kommt in der
Region schon 1673 in Kindsbach und 1681 in Bann vor.
2. Anton LENHARD,
Maurermeister und Steinmetz, heiratete am 29.9.1697 in Homburg Anna Gertrud
SEILT (oder SCHEILT?).
Auch sein Name kommt in den
verschiedensten Formen vor: Anton LEHNERT, LIENARD, LIENERD, LINHARDT, LEONARD,
LENERD, LINERTE u.a. Er selbst unterschreibt mit Anthoni
LINHARDT.
Zur Herkunft heißt es in der
Heiratsurkunde: ehelicher Sohn von Ulrich LEHNERT und Catharina WIGAS, gebürtig
zu Tanheim in Tyroll. Trotz
dieser klaren Aussage findet man in der Literatur andere Herkunftsorte: Rautz in Tirol (bei Drumm), Taubrien (?) in Tirol (bei Hoppstädter).
Der Ortsname ist allerdings schwer zu lesen und Interpretationsspielraum
bleibt. Von
der Schrift her ist die erste Deutung "Tauheim",
der vermeintliche u-Haken als über den Nasal
gesetzter Strich zur Kennzeichnung der Doppelkonsonanz ist wegen der schrägen
Strichführung so nicht erkennbar und muss daher notwendig falsch gelesen werden.
Daher lasen die früheren Forscher zu Recht Formen mit "au".
Heiratsurkunde des Anton Lehnert von 1697 im kath. KB
Homburg/Saar
Der Name der Mutter wird
unterschiedlich gelesen. Man kann auch WIGASIN, WIGAH oder WIGAHIN lesen,
aber WIGAS ist nach Auskunft von Herrn Petto (Mitteilung 1999) wohl die
richtige Form. Dies bestätigt ein anderer Forscherkollege: Das "verbundene
lang-s" ist in der Handschrift des Vikars DU MONT von einem "h"
nicht zu unterscheiden; aus sprachlichen Erwägungen muss man WIGAS vor WIGAH
bevorzugen.
Weder den Namen WIGAS, WIGAH oder einen verwandten Namen fand der Verfasser in
der "Tiroler Familiennamenkunde" von Karl Finsterwalder. Auch im
Tannheimer Tal hat der Verfasser diesen Namen noch nicht nachweisen können.
Der Name der Ehefrau kommt in
den KB in den Formen SEILT, SCHILDIN, GILQUEIN vor. In der Literatur findet man
auch SCHILKOM, SCHILDKORN, SCHILKE. Drumm nennt HEILT
als Familienname mit Herkunft aus Weisenheim in der
Pfalz und bei Petto findet man SCHILDT, T. v. Hans Sch.,
Weisenheim am Sand/Pfalz. Hinweis eines
Forscherkollegen: Das
"verbundene lang-s" ist in der Handschrift des Vikars DU MONT von
einem "h" nicht zu unterscheiden. Beim Handzeichen der Braut ist es
allerdings klar ein SEILT mit lang-s; daher ist der Geburtsname als SEILT zu
lesen. Das "S" ist in der Zeit ausnahmsweise für ein "SCH"
gesetzt, so heißt es in Hornbach Saffner für
Schaffner. In einer (möglichen) lateinischen Vorlage könnte SCH als S
wiedergegeben sein. Zur Not könnte also eine Schreibung für "SCHEILT"
vorliegen". Welcher Name letztendlich zutrifft ist noch zu
klären.
Der Name des ersten Trauzeugen
ist dagegen Velten SCHILDT in der Urkunde und bei den Handzeichen, der des
zweiten in der Urkunde Mauritz KANDNER, bei den Handzeichen Mauritius KANDNER.
3. Johann Ulrich LENHARD.
Er wird als Taufpate Joannes Houdricus LINERTE am
04.09.1701 in Bexbach bei dem Sohn Ulrich des Anton
LENHARD genannt. Dieser Ulrich LEONARD (Sohn des Anton) stirbt ledig am
08.07.1728 in Oberbexbach, ca. 20 (!) Jahre alt
(Quelle: Petto, Mitteilung von 1999).
Die Vermutung liegt nahe, dass Georg, Anton und Johann
Ulrich LENHARD Brüder waren und dass alle drei aus dem Tannheimer Tal stammen.
3. Das Tannheimer Tal in Tirol
Das Tannheimer
Tal ist ein etwa 1100 Meter hoch gelegenes Hochtal in den Tannheimer Bergen,
die ein Teil der Allgäuer Alpen in Österreich im Bundesland Tirol (Bezirk Reutte) sind. Das Tannheimer Tal ist innerhalb des Bezirkes
Reutte eine von 4 Kleinregionen und hat Tannheim als Hauptort. Das Territorium des Bezirkes Reutte wird heute Außerfern genannt.
Geografische Lage (gemäß
Wikipedia):
Es zweigt bei
Weißenbach vom oberen Lechtal ab, führt über den Gaichtpass und den Haldensee zum Oberjochpass in Bayern. Das
Tal wird von Vils, Berger Ache, Nesselwänger
Ache, Warpsbach und Weißenbach durchflossen.
Gerahmt wird das Hochtal
durch Gebirgsgruppen und auffallende Berge
- im Nordosten durch die schrofigen Klettergipfel Schartschrofen,
Rote Flüh, Gimpel und Kellenspitze,
- im Süden durch die Kette der
Tannheimer Berge, unter anderem durch Gaishorn, Rauhhorn, Kugelhorn, Ponten, Bschießer,
Kühgundkopf und Krinnenspitze,
- im Nordwesten durch den Einstein
und durch den Aggenstein.
Tannheimer Tal in einer alten Wanderkarte der Vorkriegszeit
(von dem Verlag Paasche
& Luz, Stuttgart, Archiv Dr. Müller)
1377 wird Tannheim
eine eigene Pfarrei; bis dahin gehörte Tannheim zur
Pfarrei St. Michael in Sonthofen (Allgäu).
Bis 1814 gehörte das Tannheimer Tal zum Bistum Augsburg und kam dann nach einer
Neuregelung der Bistümer zum Bistum Brixen.
Schattwald wurde seit 1506 durch den Priester
von Nesselwängle betreut. Im Jahre 1699 wurde Schattwald zur Kaplanei mit
eigenem Pfarrer erhoben.
Gibt es ein
Kirchenbuch von Nesselwängle aus dem 17. Jahrhundert,
in dem LENHARD-Vorkommen zu finden wären?
Im Tiroler
Untertanenverzeichnis von 1427 gibt es für das Tannheimer Tal einen
interessanten Eintrag bezüglich des Namens Lenhart:
Auszug aus dem Tiroler Untertanenverzeichnis von 1427
(erhalten von Prof. Dieter Zobl)
Im Tannheimer Tal sind
LENHARD-Vorkommen schon um 1560 - vielleicht auch schon 1427 - nachweisbar.
Unklar ist an dieser Stelle, wie der in dem oben dargestellten Auszug
enthaltene Eintrag im Untertanenverzeichnis von 1427 (identisch mit dem Feuerstättenverzeichnis) mit dem Namen Lenhart zu verstehen
ist. Es werden "Lenhart auf der Hald, sein weib vnd kind: Hennsl,
Anna, Els, Elli“ genannt. In dem Verzeichnis sind üblicherweise die Vor-
bzw. Taufnamen und die Sippennamen der Väter angegeben. Damals waren jedoch
einige Familiennamen noch im Entstehen und nicht fest im Gebrauch und in der
Verwaltung verankert. [18], [19], [20]
Daher bleibt die Frage:
Ist
Lenhart ein Vornamen und „auf der Hald“ der
Sippennamen oder ist dieser Lenhart vielleicht der Stammvater aller LENHARD im
Tannheimer Tal?
Abhängig von der aufgezeigten
Fragestellung kommt man zu der weiteren Frage, ob die LENHARD schon 1427 im
Tannheimer Tal waren oder erst nach 1427 in das Tannheimer Tal kamen. Es ist
auf jeden Fall anzunehmen, dass sie schon vor 1427 oder spätestens vor 1560 aus
dem angrenzenden Allgäu bzw. aus Oberschwaben in das Tannheimer Tal kamen.
Das Buch "Der Bezirk Reutte - Das Außerfern" [17] enthält einen Beitrag zur
Geschichte, der aufzeigt, dass die Besiedlung des Außerferns,
konkret des oberen Lechtales und des Tannheimer Tales
durch Bodensee-Alemannen erfolgte. Die zweite Besiedlungswelle war im 13.
Jahrhundert.
In einer sogen. Traitebeschreibung der Pfaffe Tannheim aus dem Jahr 1615 (die mir freundlicherweise von Herrn
Professor Zobl aus Zürich 2014 auszugsweise zugeschickt wurde) findet sich eine
genaue Zählung der Haushalte mit Angabe der Namen ihrer Vorstände und der Zahl
ihrer Angehörigen:
Berg:
Georg Lienhat
2
Hannss Lienhart's selig
Kind 4
Wiss:
Christe Linharts witib
3
Fricken:
Blasi Linhart
9
Zöblen, Katzensteig, Halde:
Toma
Lienhart
3
Hanns Linhart
3
Ulrich
Lenhart
10
Ursula Leonhartin
2
Schattwald:
Christe Linhart
2
Kappel:
Gall Lenhart
4
Lina Linhartin
2
Steig:
Marti
Lenhart
8
Auffällig sind die recht große Anzahl der Lenhart-Familien, die Verteilung im Tal
und die unterschiedlichen Namensschreibweisen.
In der "Mannschaftsbeschreibung
im Gericht Ernberg, was von 18 bis 60 Jahr alt de
Anno 1624" (die
mir freundlicherweise von Herrn Professor Zobl aus Zürich zugeschickt wurde)
findet man 6 LENHARD:
Georg Lienhart, Staig, 24 Jahre alt
(geb. um 1600)
Christian Leonhart, Schattwald,
48 Jahre alt
(geb. um 1576)
Hannß Leonhart, 42 Jahre
alt, Zöblen (geb. um 1582)
Georg Leonhart, 32 Jahre alt, Zöblen
(geb.
um 1592)
Caspar Leonhart, 27 Jahre alt, Staig
(geb.
um 1597)
Hannß Leonhart, 38 Jahre
alt, Fricken (geb. um 1586)
Daraus - und anhand eines
Fundes von 1560 (siehe später) - kann abgeleitet werden, dass die LENHARD
zwischen 1427 und 1560 ins Tannheimer Tal kamen.
Professor Zobl ist sich
(2012) ziemlich sicher, dass die LENHARD - wie der Großteil der Tannheimer
Bevölkerung - aus dem Allgäu eingewandert sind. Diese Annahme
wird gestützt durch Vorkommen von LENHARD im Allgäu. Nach A. Weitnauer gab es
am 9. September 1650 im Gericht Oberstdorf folgende LENHARD-Vorkommen:
Matheis Linharts
Witwe*, 1 Haus
Hans Lenhart, 1 Haus
Hans Lienhart*
David Lienhardt*
Die mit * bezeichneten Personen hielten sich zum Zeitpunkt der Personalaufnahme
"ausser Landes" auf.
Andere
Allgäu-Gemeinden müssen noch gezielt nach LENHARD durchgesehen werden!
Einwohner im Jahr 1900:
Grän
? (1961: 350)
Nesselwängle
337
Schattwald
266
Tannheim
672
Zöblen
168
Tannheimer Tal im 1665 gedruckten ATLAS MAIOR von Joan Blaeu.
4. LENHARD im Tannheimer Tal
Bei einem Urlaub in Tirol
konnte der Verfasser die zum Teil erhaltenen Kirchenbücher von Tannheim teilweise sichten und seine Angaben mit Hilfe von
Herrn Rudolf Weirather in Tannheim
und Herrn Alfons Kleiner in Reutte-Ehenbichl
ergänzen.
Die katholischen
Kirchenbücher decken folgende Zeiträume ab:
Taufen 1629 bis 1631 und 1653
bis 1719,
Heiraten 1659 (1653?) bis
1719,
Sterbefälle 1659 (1653?) bis
1712,
Firmungen 1685 bis 1715.
Die Kirchenbücher sind
lückenhaft und enthalten unvollständige Angaben zu den Personen. Seiten fehlen
oder sind kaum lesbar. Gründe sind u.a. Pest und Krieg. 1635 fallen
"mindestens zwei Drittel aller Einwohner der Seuche zum Opfer" [10].
Im Protokoll der kanonischen Visitation der Pfarre Tannheim
wird berichtet, dass Pfarrer Johann Joachim Kessenring,
aus Überlingen, der 1629 bis 1659 Pfarrer war, die Bücher ziemlich nachlässig
führte [10]. Viele Fragen bleiben daher offen.
Hauptergebnis:
Taufeinträge des Georg LENHARD, des Anton LENHARD und des
Johann Ulrich LENHARD wurden nicht gefunden. Die Vermutung ist nahe liegend, dass
ihre Taufe auf den fehlenden Blättern registriert war. Denn um 1660 und danach
findet man ein Ehepaar, das "passen" könnte. Der Beweis bleibt offen
und erhebliche Zweifel sind angebracht, da keiner der drei vermutlichen Brüder
(Georg, Anton und Johann Ulrich) im Kirchenbuch von Tannheim
registriert ist. Die Geburt müsste zwischen 1660 und 1675 gewesen sein. Im KB
sind jedoch keine größeren Geburtslücken ersichtlich.
Die gesuchten Taufen müssen
jedoch nicht zwangsläufig in Tannheim erfolgt sein.
Das Beispiel Oberstdorf (siehe oben) zeigt, dass im September 1650 von 4
Personen drei "ausser Landes" waren. Dies
deutet auf Saisonarbeit hin. Taufen der LENHARD aus dem Tannheimer Tal könnten
auch in anderen Pfarreien erfolgt sein.
Auswertung der
katholischen Kirchenbücher von Tannheim:
Ulrich LENHARD (LIENHART, LEONARD, LENHARDT,
LENHART) in Zöblen im Tannheimer Tal und seine
Ehefrau Catharina FÜGENSCHUH (FÜEGENSCHUTH, FINGESCHÜSCH, FRIGENSCHUCH,
FIRGENSCHIRSCH, FIEGENSCHUECHIN, FIEGENSCHUOCH). Er heiratete in 2. Ehe am
17.5.1677 in Tannheim Elsa RAUSCHERIN.
[Die Namen FÜGENSCHUH und
FIEGENSCHUH gibt es auch heute noch im Tannheimer Tal, besonders in Schattwald und Zöblen. 1998 ist
Andreas Fügenschuh Bürgermeister in Tannheim.
Dr. Peter Sebastian Fiegenschuh, geb. um 1630,
gestorben 1679 an der Pest, war von 1674 bis 1677 Bürgermeister in Wien. Sein
Bruder DDr. Johann-Baptist Fiegenschuh
(1634 - 1681) war Domherr von St. Stefan in Wien, apostolischer Pronotar und Konsistorialrat (Quelle. Bezirk Reutte - Das Außerfern, Seite 89 und 387)]
Ulrich LENHARD dürfte
zwischen 1630 und 1635 geboren sein und um 1655 geheiratet haben. Beide
Ereignisse könnten in den Lücken der Kirchenbücher liegen.
Kinder dieses Ehepaares im KB
Tannheim:
1. Elisabetha (vermutet,
Eltern nicht genannt), geboren um 1660,
oo Tannheim 31.03.1679
(Trauzeuge: Ulrich LIENHART)
Mathäus ZOBEL
[Jos
ZOBEL wird mit 4 Söhnen bereits 1435 in Grän genannt. Schon 1379 wird das
"Zobl Gut" genannt und 1427 bewohnten bereits sechs Familien mit dem
Namen Zobl die Gegend.]
2. Jacob, getauft 6.7.1659,
[Sehr
wahrscheinlich heiratete er am 10.04.1684 in Eguisheim
bei Colmar im Elsass Elisabeth SCHMIDER.]
3. Joan, getauft 23.5.1661,
4. Johannes, getauft
8.1.1663,
oo Tannheim 10.01.1689
Maria WÖBERIN
[Der Name WÖBERIN
kommt seit 1650 im tirolischen Lechtal vor.]
5. Sebastian, getauft
15.1.1666, ooI. 19.10.1686 in Tannheim
Anna REHMIN,
ooII. 8.5.1695 in Tannheim
Anna Maria PEINTNERIN,
ooIII. 11.4.1705 in Tannheim
Franziska FEIERICHIN (?).
6. Martina, getauft
10.11.1668,
7. NN, getauft 21.4.1673, †
6.7.1673.
Es ist anzunehmen, dass Ulrich LENHARD weitere
Kinder hatte - sowohl aus dieser Ehe als auch aus der 2. Ehe.
Ulrich LIENHART aus Zöblen starb am 26.10.1692.
An der Außenwand der
Pfarrkirche von Schattwald findet man noch heute
einen Grabstein der Anna LINHARTE von 1636. Könnte dies die Mutter des Ulrich
LIENHART sein?
Grabstein der Anna LINHARTE von 1636 an der Pfarrkirche von Schattwald
(Archiv Dr. Müller, 2012)
Was hat der Name FÜGENSCHUH
mit dem Namen WIGAS (oder WIGAHIN) zu tun? Es stellt sich die Frage, was ein französischer Pfarrer
versteht, wenn er FÜGENSCHUH hört, und was er dann schreibt. Der Verfasser hält
es aufgrund der phonetischen Verwandtschaft der Silben FÜG, FIEG, VIG und WIG
für möglich, dass aus FÜGENSCHUH WIGA.... wurde. Dies
ist zugegebenermaßen jedoch eine recht kühne Arbeitsthese und wird von anderen
Forschern nicht unbedingt geteilt.
Um 1630 gab es im Tannheimer Tal anscheinend mindestens zwei
LENHARD-Familien:
1. Caspar LENHART von
"ab der Staig" (gehört zu der Gemeinde Zöblen, heute Steig bei Schattwald)
und seine Frau Barbara ZOBEL (ZEBLRIN). Am 24.7.1630 wird die Tochter Maria
Magdalena getauft.
Caspar Lenhart ist vermutlich identisch mit "Caspar Leonhart,
27 Jahre alt, Staig" aus der
Mannschaftsbeschreibung von 1624. Er wäre dementsprechend um 1597 geboren
worden.
2. Georg LENHART von "ab
der Staig" (bei Schattwald).
Am 25.7.1630 wird der Sohn Jakob getauft.
Georg Lenhart ist vermutlich identisch mit "Georg Lienhart, 24
Jahre alt, Staig" aus der
Mannschaftsbeschreibung von 1624. Er wäre dementsprechend um 1600 geboren
worden.
Möglicherweise entstammt oben
genannter Ulrich LENHARD einer dieser Familien. Offen bleibt dabei, zu welcher
Familie die o. g. und 1636 gestorbene Anna LINHARTE gehörte.
Das Mannschaftsverzeichnis
von 1624 enthält (siehe oben) 4 weitere Leonhart.
Daraus kann vermutet werden, dass es weitere LENHARD-Familien um 1630 im
Tannheimer Tal gab.
Pfarrkirche
von Schattwald
(Archiv Dr. Müller, 2012)
Herr Professor Dieter Zobl
aus Rüschlikon in der Schweiz hat mir im Mai 2001 aus
den Bänden von Sebastian Hölzl (Die Gemeindearchive des Bez. Reutte, I. und II. Teil) folgende Entdeckungen mitgeteilt:
- In einer Urkunde vom 20.
Jan 1610 ("Martin Grads Wirtshaus in Tannheim"),
Bd. I, Nr. 32/31, wird im
Zusammenhang mit der Alpordnung ein Ulrich
Leonhardt aus Zöblen
genannt. Er gehörte dem Alpausschuss an.
[Könnte es der Großvater des um
1630 geborenen Ulrich LENHARD sein?]
- In einer Urkunde vom 9.
Okt. 1696 (Tannheim), Bd. I, Nr. 32/91, werden
Sebastian und Hans Linhart (offenbar zu Zöblen)
erwähnt.
[Es könnten die Söhne
Sebastian und Johannes des Ulrich LENHARD sein.]
- Am 18. April 1692 sind Ulrich
und Sebastian Lionhardt zu Zöblen
(sic!)
Zeugen bei einem
Kaufvertrag, Bd. II Nr. M/17 (Reutte).
[Es könnten der um 1630 geborene
Ulrich LENHARD und sein Sohn Sebastian sein.]
- Am 25. Jan. 1706 verkaufen
verschiedene Geschwister, u.a. Maria Frickh,
Ehefrau des Sebastian
Leonhardt, eine Behausung in Unterhöfen.
Bd. II Nr. M/19 (Reutte).
In den Bänden von Sebastian
Hölzl [14] gibt es einige weitere LENHARD-Nennungen:
- Am 18. September 1560 wird Hans Lienhardt
zur Kappel bei einer Begehung zur
Festlegung der
Marken für den Holzschlag genannt. Bd. I Nr. 29/2 Tannheim.
- Am 4. Juli 1639 wird Matthias
Lienhart für den Bau von Wachthütten am Vilsrain
entschädigt. Bd. I, Nr.
32/40, Tannheim.
- Am 9./10. September 1670
ist Sebastian Lienhart von Kappel Zeuge bei der Markierung
der Grenze zwischen
"der Pfarre Hindelang, Pfranten
und der Nachbarschaft Tanhaimb".
Bd. I, Nr. 32/66 Tannheim.
- Am 5. Juli 1711 wird bei
der Beschreibung der Gerichtsverpflichteten der Pfarre Tannheim
Sebastian Lienhardt zu Zöblen genannt.
Bd. I Nr. 32/102, Tannheim.
Wappen von Zöblen am Gemeindehaus
(Archiv Dr. Müller, 2012)
Daneben gibt es bei Hölzl
eine Urkunde vom 16. Juni 1685 (32/72 Tannheim) zum
Forstmandat Erzherzog Karls von Lothringen, "Gubernator
der oberösterreichischen und niederösterreichischen Lande" vom 22. Mai
1680.
Interessant ist das Buch von
Roland Walck zu den Bauhandwerkern aus Tirol im
Elsass und in Lothringen [16]. Dieses Buch enthält - in französisch - nicht nur
eine Übersicht der gemeinsamen Geschichte von Lothringen, Elsass und Tirol mit
Vorarlberg von 1618 bis 1766 und Hintergründe zur Auswanderung, sondern auch
einen LENHARD aus dem Tannheimer Tal, dessen Zuordnung noch unklar ist:
Jacques LIENHARD, Sohn des Udalric LIENHARD, aus "Zöllen par. Tennheim"
heiratete am 10.04.1684 in Eguisheim (Egisheim an der Elsässischen Weinstraße südlich von Colmar)
Elisabeth SCHMIEDER. Am 23.03.1684 wurde ein Ehevertrag abgeschlossen..
Es könnte der 1659 geborene
Sohn Jacob LENHARD sein.
Die
herrschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich, Lothringen und der Westpfalz
um 1670 könnten Hinweise zur Wanderungsgeschichte von Tirolern nach Lothringen
und in die Westpfalz in jener Zeit liefern.
Siehe dazu www.mueller-heppenheim.de/tiroler1.htm
.
5. Schlußbemerkung
Das Tannheimer Tal in Tirol ist mit einiger Sicherheit die
Heimat des Anton LENHARD und wohl auch des Georg LENHARD und des Johann Ulrich
LENHARD. In Tannheim und Umgebung kann und muss noch
weiter geforscht werden, denn viele Fragen sind noch offen.
Verbindungen gibt es sehr
wahrscheinlich auch in das benachbarte Lechtal.
LENHARD (LIENHART) werden seit 1570 auch im tirolischen Lechtal
genannt [8].
Sowohl die LENHARD im
Tannheimer Tal als auch die LENHARD im tirolischen Lechtal
kamen ursprünglich aus dem Allgäu.
Auch andere Familien könnten
ihre Wurzeln im Tannheimer Tal haben. Z. B. findet man dort den Namen KAPPELER.
Vielleicht sind auch die KAPPLER in der Westpfalz (Hütschenhausen)
und deren Verwandten im östlichen Saarland (Bexbach)
aus dem Tannheimer Tal gekommen. KAPELER werden seit 1540 auch im benachbarten
tirolischen Lechtal genannt [8].
Der Stammvater der meisten
katholischen LENHARD in der Westpfalz, aber auch in Sausenheim,
Bierbach und Landsweiler-Reden
ist Friedrich
LEONARDT aus Harsberg. Er kam 1678 nach Harsberg und wird
urkundlich erstmals 1681 als Friederich Leonardts in
Harsberg als Einwohner [13] und 1689 als Trauzeuge in Homburg genannt
("frederique Leonard de hasberg")
[2]. Es stellt sich daher die Frage, ob es eine Verbindung zu den Homburger
LENHARD gibt? Zu der LENHARD-Sippe hat der Verfasser eine umfangreiche
Zusammenstellung erstellt, aus der er bei Bedarf Auskunft erteilen kann (http://www.Mueller-Heppenheim.de/lenhard1.htm).
Die LENHARD-Sippen in Kollweiler werden in der Literatur (1000 Jahre Obermohr [7], S. 100 "LEONARD aus Kollweiler
(ehemals Tannheim/Tirol?") in Verbindung mit den
Homburger LENHARD und mit dem Tannheimer Tal gebracht, da ein Johann Georg
LENERT aus Kollweiler als Pate im kath. KB Glan-Münchweiler genannt wird. Eine Verbindung nach Homburg und
ins Tannheimer Tal kann jedoch bisher nicht nachgewiesen werden.
Quellen und Literatur:
[1] Katholische Kirchenbücher
der Pfarrei Tannheim im Tannheimer Tal in Tirol.
[2] Katholische Kirchenbücher
der Pfarrei Homburg
[3] W. Petto, Die
Einwanderung aus Tirol und Vorarlberg in die Saargegend,
Saarbrücken 1976.
[4] E. Drumm,
Die Einwanderung Tiroler Bauhandwerker in das linke Rheingebiet 1660 - 1730,
Zweibrücken 1950
[5] K. Hoppstädter,
Stadt Bexbach - Ein Heimatbuch,
Bexbach 1971
[6] Blätter zur Geschichte
der Stadt Homburg,
Folge 43, Homburg 1958
[7] Festschrift "1000
Jahre Obermohr" - Beiträge zur Ortskunde,
Steinwenden 1987
[8] R. Schneller:
Familiennamen im tirolischen Lechtal 15. bis 18.
Jahrhundert.
Pfälz.-Rhein. Familienkunde 1998, Bd. 14,
S. 43/44
[9] A. Kleiner: Das
Tannheimer Tal.
Steiger Verlag Innsbruck, 2.
Auflage 1990.
[10] A. Kleiner: Tannheim - Geschichte der Pfarre.
Tannheim 1998
[11] D. Wagner; K. Dufner: Erstes katholisches Kirchenbuch der Pfarrei St.
Michael Homburg/Saar.
Ottweiler 1998.
[12] Register zu den kath.
Kirchenbüchern von Homburg/Saar, veröffentlicht durch die Zweibrücker
Arbeitsgemeinschaft für
Familienforschung
[13] Denombrement
über die Herrschaft Landstuhl, Schreiben des Sickingischen Ambtmann
Frindorff an die Reunionskammer Metz. Anno 1681.
Petry, Wendelin; Müller,
Hermann: Pfälzisch-Rheinische Familienkunde, 52. Jahrgang, 2003, Band XV, Heft
6, Seite 305 - 316
[14] S. Hölzl: Die
Gemeindearchive des Bezirkes Reutte, I. und II. Teil.
Tiroler Geschichtsquellen Nr. 37
und 38, Innsbruck 1997 und 1998.
[15] Joan Blaeu:
ATLAS MAIOR of 1665. Nachdruck im TASCHEN-Verlag.
[16] Roland Walck: Les batisseurs tyroliens en Alsace et en
Lorraine sous l'Ancien Régime. Octobre 2010. Beim
Verfasser zu beziehen.
[17] Der Bezirk Reutte - Das Außerfern. KOCH-Buchverlage, 3. Auflage 2010.
[18] Thaddäus Steiner;
Mathias Kappeler: Allgäuer im Tiroler Feuerstättenverzeichnis
von 1427. „Allgäuer Geschichtsfreund“, Nr. 78, 1978.
[19] Quellen zur Steuer-,
Bevölkerungs- und Sippengeschichte des Landes Tirol im 13., 14. und 15.
Jahrhundert. – Das Verzeichnis der Untertanen der Tiroler Landesfürsten im
Inntal und Vintschgau im Jahre 1427.
Bd. 44 der Schlern-Schriften, 1939.
[20] Mitteilungen von Mathias
Kappeler und Prof. Zobl im Mai 2015.
Der Verfasser bittet um
Mitteilung von Korrekturen und Ergänzungen.
Mehr Information zu meiner Heimat- und Familienforschung finden Sie auf
meiner Haupt-Homepage:
http://www.Mueller-Heppenheim.de
Revision History:
1. Version 1988
erstellt und mehrmals ergänzt, 1994 in SFK veröffentlicht,
11.02.2001 für
Homepage überarbeitet ,
23.04.2001aktualisiert mit Denombrement von 1681
und
24.05.2001 mit Mitteilungen von Professor Zobl
16.06.2001 ergänzt mit weiteren Daten aus Büchern von Hölzl.
22.06.2001 ergänzt mit Hinweis auf Herzog Karl von Lothringen.
20.04.2003 ergänzt um Hinweis auf Haupt-Homepage.
01.06.2003 ergänzt um Urkunde von 1697.
18.03.2007 textlich überarbeitet.
28.01.2011 textlich überarbeitet und etwas ergänzt.
26.07.2011 Kapitel zum Tannheimer Tal mit Karte von 1665 ergänzt.
08.09.2011 ergänzt um Buch von Roland Walck mit Jacob
LIENHARD 1684 im Elsass.
23.12.2011 ergänzende Kommentierungen.
31.07.2012 ergänzt mit Fotos und Daten aus dem Tannheimer Tal.
08.09.2012 ergänzt um Herkunft aus dem Allgäu.
18.04.2014 ergänzt um Daten von Prof. Zobl für das Tannheimer Tal 1615
10.05.2015 ergänzt nach Informationen von Mathias Kappeler und Prof. Zobl.
16.05.2015 ergänzt um Kartenausschnitt mit dem Tannheimer Tal
ENDE