Die Müller-Dynastie
TUGER
und
ihre Mühlen in Heppenheim
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von Dr. Hermann Müller
Stand:
18. Dezember 2021 – mit Test Bildeinfügung
Ergänzung erfolgt nach Bedarf
Die
Müller-Familie TUGER (in alten Akten auch DUGER und TUCHER geschrieben) wurde
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts - bis
1912 - zur reichsten und bedeutendsten Müller-Familie in Heppenheim. Durch
ihren geradezu systematischen Ausbau der Macht und des Wohlstandes hebt sie
sich von den "normalen" Müller-Familien (Müller-Sippen) ab und man
kann sie – entsprechend der Begriffsbildung z.B. bei den Saarländischen
Familienforschern – als Müller-Dynastie bezeichnen.
Johannes
Tuger (das älteste bekannte Mitglied der Tuger-Sippe und damit der Stammvater
dieser Sippe) war zuerst Müller auf einer Mühle in Laudenbach. Am 1.
November 1756 wurde er bei der Taufe des Sohnes Johannes als Müller Johannes
Duger im katholischen Kirchenbuch von Hemsbach genannt. Seine Herkunft ist
unbekannt. Möglicherweise heiratete er nach Laudenbach. Ausgerechnet zwischen
1750 und 1755 – in dieser Zeit könnte er geheiratet haben – fehlen die Heiraten
im Kirchenbuch.
Am 10.08.1757 wurde seine Mühle, deren genauer Standort nicht bekannt ist, bei einem extremen Unwetter zerstört. Dabei wurden auch seine zwei Kinder getötet.
Ende
1769 kam er nach Heppenheim, pachtete die später
nach der Familie benannte Tugersmühle am Stadtbach und wurde zum Stammvater der
Heppenheimer TUGER. Diese Familie (Sippe) besaß einst im Stadtgebiet der
Kreisstadt Heppenheim drei Mühlen:
1.) Die Tugersmühle
(später KLN) in der Siegfriedstraße am Stadtbach
2.) Die Kirchmühle (zeitweise
auch Tuger'sche Mühle genannt) in Unter-Hambach gegenüber von der Kirche
3.) Die Tugersmühle in
Unter-Hambach am östlichen Ortsausgang
Nachfolgende
Ausarbeitung informiert über die TUGER und ihre Mühlen und wird nach Bedarf
ergänzt.
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Tugersmühle in der Siegfriedstraße
(Heppenheimer
Mühle Nr. 21 nach Heinz Reitz) - Siegfriedstraße 124 (vor der Talverengung,
gegenüber der Einmündung des Schleifwegs in die Siegfriedstraße).
Die
Mühle wurde in früheren Jahrhunderten Schleifmühle genannt. Schleifmühle ist
als Verkürzung von ‚Mühle an der Schleif‘ zu verstehen, jedoch nicht als
‚Mühle, in der Gerätschaften geschliffen werden‘. Sie hieß später auch
Tugersmühle nach dem Müller-Geschlecht Tuger das seit 1769 die Mühle pachtete
und sie mindestens seit 1811 besaß.
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Die Mühle wurde vermutlich im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau und der Erweiterung der Stadt nach dem großen Brand von 1369 errichtet. Durch den Bau des äußersten Mauerzuges der Stadtmauer (4. Mauerzug nach H. Winter) und die Verlegung des Stadtbachs vor diesen Mauerzug änderten sich die Bedingungen für die Mühlen entlang des Stadtbachs. Hilfreich war, dass im 14. Jahrhundert die ersten oberschlächtig angetriebenen Wasserräder in Deutschland zum Einsatz kamen. Der Mühlgraben am Schloßberg wurde nach 1369 und vor 1480 erbaut und diente der Versorgung von drei Mühlen (Tugersmühle, Weihersmühle und Schäfersmühle), deren Wasserräder oberschlächtig mit Wasser, welches aus dem Stadtbach abgeleitet wurde, angetrieben wurden.
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Die gemeinsame Nutzung eines Mühlgrabens durch drei hintereinander liegende
Mühlen führte fast zwangsläufig zu Streitigkeiten und Schwierigkeiten
und war offenbar der Anlass für den Mühlenvertrag von 1561, in dem „
Hannsen Schierig der Jüngere“ (auch Schirig, Scherig) verpflichtet wurde, dass
er den Mühlgraben vom obersten Wehr (Abzweig vom Stadtbach) bis zum Ablass
unter seiner Mühle durch "Ausfegen, Räumen und anderen
Besserungen" unterhalten muss.
Hans
Scherig ließ sich 1577 ein prächtiges Wohnhaus bauen, heute Siegfriedstraße 104
(die so genannte Schindersburg, Station 12 am "Heppenheimer
Mühlenrundweg"). An dem Haus weist in einer Inschrifttafel noch eine
Inschrift mit einem Müllerzeichen (1965 im Buch „900 Jahre Starkenburg“ auf
Seite 224 als Stundenglas angesehen, sehr wahrscheinlich aber ein stark
vereinfachtes Mühleisen bzw. eine Haue) auf den Erbauer hin (Willy Lizalek,
Heppenheims ältester Mühlenvertrag (1561). In: Die Starkenburg 62, 1985, Nr.
2). Es soll das Wohnhaus zu der Tugersmühle gewesen sein, was aber bezüglich
der Entfernung zwischen den Gebäuden bezweifelt werden kann.
Weitere
Besitzer oder Erbpächter der Mühle waren:
- 1786 - 1823 Johann Tuger.
- 1823 - 1852 Friedrich Tuger.
- 1853 - 1890 Georg Tuger I.
- 1890 - 1912 Georg Tuger II..
Aus dem Heppenheimer Anzeigeblatt
wissen wir, dass hier vor 1843 neben der Mahlmühle auch eine Ölmühle arbeitete,
die damals verkauft wurde.
1889/90 erfolgte die radikale Modernisierung der Mühle. 1889 ließ
Georg Tuger I. große Umbauarbeiten vornehmen, u.a. bestellte er 3.210 kg
eiserne Säulen und 15.500 kg Eisenträger. Das Mühlengebäude wurde auf 5 1/2
Stock erhöht und ein Maschinenhaus angebaut. Die alten Mahlgänge und das
hölzerne Wasserrad mit einem eichenen Wellbaum wurden verkauft und durch
moderne Walzenstühle und ein neues Wasserrad mit einer schmiedeeisernen Welle
ersetzt. 1889 beantragte Georg Tuger I. auch eine Dampfkesselanlage. Ob diese
genehmigt wurde, ist nicht bekannt. Auf Grund seiner Position als Stadtrat und
des Baus eines Maschinenhauses ist eine Genehmigung aber anzunehmen. Sein Sohn
Georg Tuger II. erhielt 1904 die Genehmigung für einen feststehenden
Dampfkessel.
Insgesamt brachten Georg Tuger I. und sein Sohn die Mühle auf den neuesten Stand der Technik. Anläßlich einer Besichtigung durch die Wormser Müllerschule heißt es im Juli 1890:
„um das neuerrichtete, mit allen technischen Vortheilen der Neuzeit ausgestattete Mühlenetablissement des Herrn G. Tuger zu besichtigen. Die Mustereinrichtung der Mühle (Herr Tuger ist Inhaber eines technischen Büreaus für Mühlenbau) fand hohe Anerkennung.“
Zum 1. Oktober 1890 übergab Georg Tuger I. sein "Müllerei-
& Bäckerei-Anwesen" an seinen Sohn Georg Tuger II..
Im Firmenregister des Amtsgerichts Lorsch erfolgte der Eintrag, dass „Georg
Tuger II. seit dem 1. Oktober 1890 zu Heppenheim eine Kunstmüllerei und Bäckerei
unter der Firma G. Tuger betreibt.“ Die Mühle war eine Kunstmühle geworden und
Georg Tuger II. nannte sich jetzt stolz Kunstmühlenbesitzer.
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Bild 2: Belegschaft der Kunstmühle des Georg Tuger II. 1894
(Quelle: Pfarrarchiv Heppenheim)
Die Tugersmühle ist rechts im Bild dargestellt.
Um
die Jahrhundertwende unterhielt der rührige Müller Georg Tuger II. eine
Mustermühle für verschiedene Müllereimaschinen der Firma Ganz & Cie,
Budapest-Ratibor-Leobersdorf. 1895 wurde das dreistöckige Wohnhaus (siehe Bild
1) des Georg Tuger II. errichtet, zu dem ein fünfeinhalbstöckiger Mühlenbau mit
zahlreichen Nebengebäuden gehörte.
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Bild
3:
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Um
1900 verwandelte Georg Tuger II. mit Einwilligung des Vaters die Mühle in eine
„Nudel- und Maccaroni-Fabrik“, von den Heppenheimern kurz „die Nudel“ genannt.
Wahrscheinlich
arbeitete das Mühlwerk auch in der späteren Nudel- und Maccaroni-Fabrik Tuger,
in der etwa 20 Mitarbeiter beschäftigt waren.
Kurz
nach dem Tode von Georg Tuger II. „wehte vielleicht ein neuer Wind“ in der G.
m. b. H., denn am 22. Dezember 1912 erscheint erstmals eine Werbung mit den
Nudel-Produkten im Verordnungs- und Anzeigeblatt der Stadt und des Kreises
Heppenheim:
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Bild 4:
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Werbung wurde auch mit Reklamemarken und Postkarten betrieben. Nachfolgend ist ein Beispiel präsentiert. Eine ausführliche Zusammenstellung verschiedener Serien von Reklamemarken der Firma Tuger und einer Werbepostkarte finden Sie auf folgender Internetseite als Teil der Kunstsammlung von Herrn Jürgen Maurer:
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http://www.kunstsammlungmaurer.de/Heppenheimer-Kunst/Sammlungen-Marken-und-Bilder
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(Quelle: Kunstsammlung Jürgen Maurer)
Firmenbezeichnung 1910 in einem Lehr-Vertrag:X
„Erste
Deutsch-Italienische Eierteigwaren- & Maccaronifabrik, Kunstmühle,
Heppenheim a. d. Bergstr.
(Quelle:
Die Starkenburg, Nr. 4/1995).
Bild 6: Tugersmühle
In den wirtschaftlich schwierigen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg kam es nach und nach zum Niedergang der Fabrik. Zur Stilllegung der Mühle fehlen noch Informationen. Vielleicht begann diese in Teilen bereits im Jahr 1916, denn im April dieses Jahres wurde das Wasserrad verkauft.
Aus der dargestellten Anzeige zum Verkauf des Wasserrades erfahren wir, dass
dieses einen Durchmesser von 6 m und eine Breite von 1,20 m hatte. Dies
unterstreicht, dass die Tugersmühle - die auch eine Dampfmaschine hatte - eine
recht große Mühle war:
Bild
7: Verkauf des Wasserrades im April 1916 (Quelle: Archiv Dr. H. Müller)
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Am
24. Dezember 1916 kam es zu einem großen Brandunglück in der Tugersmühle. Die
Firma G. Tuger dankte in einer Anzeige für die „tatkräftige Mithilfe seitens
der Einwohnerschaft Heppenheims“, „der hochwohllöblichen Behörde für ihre
liebenswürdige Unterstützung“, „der hiesigen Feuerwehr, durch deren rasches
Eingreifen ein weiteres Ausbreiten des Brandes verhindert wurde“ und „der
Bensheimer Feuerwehr für ihre Mithilfe“.
Bei
dem Brand erlitt der Unteroffizier Wilhelm Weis, wegen Krankheit zu dieser Zeit
in Heppenheim, als freiwilliger, nicht zur Feuerwehr gehörender Helfer bei den
Rettungsarbeiten selbst tödliche Verletzungen durch einen einstürzenden Giebel
und starb am folgenden Tag.
Der
Brand war sicher ein harter Schlag für die Teigwarenfabrik. Möglicherweise
führte dieses Ereignis zum vorzeitigen Ende der Müllerei in der
Tugersmühle.
Die „Firma Georg Tuger, G. m. b. H., Eierteigwaren- und Maccaronifabrik“ meldete am 19. Februar 1923 die Liquidation. Bereits im April 1923 wurde sie im Handelsregister als „Georg Tuger, Aktiengesellschaft Eierteigwaren- und Maccaronifabrik“ eingetragen. Das endgültige Aus kam schon 1927, als die AG in Konkurs ging und aufgelöst wurde.
Ab Sommer 1933 dienten ihre Räume dem Arbeitsdienst (RAD) als Unterkunft und seit 1950 der Fabrikation von Ultraschallgeräten unter Dr. Wilhelm Lehfeldt. 1972 erfolgte die Umwandlung zur KLN-Ultraschall-GmbH. Heute gehört das Anwesen Herrn Heinz Thews und wird nach erfolgtem Umbau der Fabrikhalle für Wohnzwecke genutzt. X
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Kirchmühle (Tuger'sche Mühle in Unter-Hambach)
(Heppenheimer
Mühle Nr. 6 nach Heinz Reitz) - Hambacher Tal 124.
1549 wird die Mühle
erstmals genannt. Es ist zu vermuten, dass an diesem Standort bereits 1436 eine
Mühle bestand (Gutjahr GKB 1980, S. 275). In den Jahren 1641 und 1668 (im
Jurisdiktionalbuch) wird die Mühle als ein Erblehen der Herren von Rodenstein
bezeichnet.
Noch 1630 ist
Hans Jacob Beer (Bär) familienkundlich für die Mühle belegt. Er heiratet 1641
die Witwe Margareta N.N.
Der Sohn Johann
Peter Beer (* Hambach 1647, † Hambach 1690) heiratete 1666 Agnes Flath, die
Tochter des Müllers Matthias Flath von der Mühle Schmitt (Reitz Nr. 5).
Johann Jakob
Beer (* Hambach 1685, † Hambach 1754) übernimmt vermutlich um 1710 die Mühle.
Beim Dorfrundgang 1726 heißt es: „Bey Jacob bährs mühl an der kirch steht ein
weißer Stein.“
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Weitere Müller
auf der Kirchmühle:
- 1736 verpachtet
Jacob Beer die Mühle auf drei Jahre an Matthes Pfister.
- 1785 wird
Kaspar Lies (* Hambach 1731, † Hambach 1799) als Müller dieser
Mühle genannt.
- 1811 besaß
der Müller Philipp Stumpf die Mühle, die 1817 von seiner Witwe versteigert
wurde. Zu dem Bestand gehörten 1 zweistöckige Mühle mit Mahl-und Schälgang, 1
Scheuer, 1 Nebenbau sowie 1 Nebenbau mit Schweineställen und Spreukammer.
- Der
nachfolgende Müller, Adam Mitsch, hatte für diese Mühle im Jahre 1828 1 Malter,
1 Simmer, 1 Kumpf, 1 Mäßchen Korn jährliche Mühlpacht an das Großherzogtum
Hessen zu liefern (GKB Band 18, Seite 290, Renovation der Mühlpacht).
- Nach dem
Brandkataster ist 1844 und 1853 Johann Tuger Müller in der Mühle. Unklar ist,
wann er auf die Mühle kam.
Das Mühlrad wurde bereits 1866 als baufällig beschrieben, woraus man schließen darf, dass die alte Mühle nicht mehr in Betrieb war. 1866 berichtet Bürgermeister Schweinsberger, „dass sich der hölzerne Mühlkandel dermaßen in so schadhaftem Zustand befindet, dass das Wasser fast täglich durch Verstopfung so geschwellt wird, dass es auf die Straße läuft“. 1870 wird entschieden, dass die Gemeinde die Kosten für die Reparatur des schadhaften Wehrs tragen muss.
1872 lässt Johann
Tuger die Mühle versteigern, wie eine Anzeige am 15. Juni 1872 im Verordnungs-
und Anzeigeblatt Nr. 48 zeigt. In der Anzeige
wird auch darauf hingewiesen, dass für die Mühle als Freiherrliche Mühle keine
Wasserpacht zu zahlen ist und dass der oberschlächtige Wasserfall 21 Fuß
beträgt. Aus dem Verordnungs.- und Anzeigeblatt Nr. 73 vom 10. September 1875
erfahren wir, dass die Gemeinde Hambach die Mühle erworben hat und die
Mühleneinrichtung jetzt versteigern will.
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Bild 8: Versteigerung des
Mühleninventars 1875 (Quelle: Archiv Dr. H. Müller)
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Die Gemeinde
richtete in der 1875 gekauften Mühle 1876 einen Schulsaal mit Lehrerwohnung
ein. Von 1954 bis 1971 wurde das Haus als Hambacher Bürgermeisteramt genutzt.
Danach wurde hier die Verwaltungsstelle Hambach untergebracht.
2015 erfolgte der Umbau zu einem schmucken Dorfgemeinschaftshaus.
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Bild 9: Ehemalige Kirchmühle 2013 (Quelle: Archiv Dr. H. Müller)
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Das Mühlrad für
die Mühle war an der Stelle, an der heute das Kriegerdenkmal für den Krieg
1870/71 steht. Der etwa 200 m lange Mühlgraben zweigte unterhalb der Erbisgasse
"ann de Linne" (zwei Linden) ab und verlief in Höhe des Ehrenmals und
des Pfarrgartens.
Johann Tuger
I., * 1824, † 1883, Sohn von Philipp Tuger und dessen Ehefrau Theresia Ambos,
war Müller auf der Kirchmühle.
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Tugersmühle
in Unter-Hambach
(Heppenheimer Mühle
Nr. 15 nach Heinz Reitz) - Hambacher Tal 203.
Valentin
Keil, dessen Mutter eine Tochter des Müllers Jodokus Wilhelm Meyerhöffer war,
reichte 1813 ein Gesuch zur Errichtung einer Mühle in Hambach ein. Schultheiß
Neher bestätigt ihm am 20. Juli 1813, dass er einen Bauplatz besitzt, der sich
gut für eine Mühle eignet. Er bemerkt jedoch, dass dem Sebastian Guthier und
Adam Dülgers Witwe das Wasser für die Wiesenbewässerung entzogen wird. 1815 war
die Mühle fertiggestellt. Am 20. August 1815 nehmen Valentin Keil, Gemeinsmann
in Hambach, und seine Ehefrau Elisabeth geb. Röhrig 500 Gulden Kapital auf, um
ihre Mühle ausbauen zu können. Von ihm erwarb Peter Hofmann die Mühle. Er
hatte jährlich 1 Malter, 1 Simmer. 1 Kumpf, 1
Mäßchen Korn an das Großherzogtum Hessen (GKB Band 18, Seite 290, Renovation
der Mühlpacht 1828) zu liefern.
Das
Brandkataster von 1844 und 1853 nennt Philipp Tuger als Müller. Wann er genau
auf die Mühle kam, ist unklar.
Am
22. August 1844 kam es unter dem Besitzer Philipp Tuger zur Festsetzung der
Wehrhöhe. In dem Protokoll heißt es, dass der nächste oberhalb liegende Müller,
Johann Schuster, etwa eine halbe Stunde von hier entfernt ist. Der untere
Müller ist Franz Mitsch. Philipp Tuger erschien am 17. Juli 1852 auf der
Bürgermeisterei und beschwerte sich, dass die Wiesenbesitzer ihm das Wasser
entziehen und dadurch seinen Geschäftsbetrieb beeinflussen. Philipp Tuger ist
auch 1855 der Müller. Ihm folgt 1856 sein Sohn Franz Tuger. Er wird 1860 im
Protokoll der Eichpfahlsetzung für die oberhalb liegende
Mühle genannt. Die Ehefrau des Franz Tuger, Margareta geb. Schäfer,
beschwerte sich am 13. Februar 1870, dass der unterhalb wohnende
Müller Franz Mitsch sein Wehr erhöht habe.
Dadurch habe das Rad Schwellwasser.
1900
war Johann Franz Tuger (* 1867, † 1938) der Mühlenbesitzer. Er wird auch im
Adressbuch von 1905 genannt. Er war der letzte Inhaber der Mühle und blieb
unverheiratet.
Die Mühle war eine Mahlmühle und hatte ein sehr großes Wasserrad mit etwa 10 m Durchmesser. Mit dem Wasserrad wurde auch eine Kreissäge angetrieben. 1914 wurde der Betrieb eingestellt. Nach dem Tode des Franz Tuger 1938 stand das Anwesen längere Zeit still.
Eine Zeichnung von Karl Winkel von 1924 zeigt die Tugersmühle mit ihrem außergewöhnlich großen Wasserrad. Dieses hatte einen Durchmesser von etwa 10 m und war möglicherweise das größte Wasserrad im Odenwald.
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Bild 10: Tugersmühle 1924 (Quelle: Archiv Dr. H. Müller)
Bild 10a: Tugersmühle 1924 nachkoloriert durch Dr. Karlheinz Mulzer
Bildeinfügungstests:
Test 4 neues
Bild (Mühlenwein).
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Ergebnis Bild online nicht zu sehen
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Test 5 mit
anderem Bild (Wappen) in Word eingefügt:
--->
Bild online nicht zu sehen
Test 6 neues
Bild (Mühlenwein).
Bildadresse mit
Editor nachbearbeitet, id hinter height entfernt
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Test 7 mit
anderem Bild (Wappen) in Word eingefügt:
Bildadresse mit
Editor nachbearbeitet
Mittig über
Word:
Bild:
Mühlenwehr an der Schneidmühle
ENDE - Bildeinfügungstest
Lehrer
Carl Wölfelschneider aus Bensheim, dessen Schwiegermutter eine Schwester von
Franz Tuger war, erbte die Mühle und baute das Gebäude nach 1945 um und gab ihm
das heutige Aussehen. Durch moderne Anbauten und den neuen Torbogen zur Straße
hin hat sich der Charakter des Gehöftes erheblich verändert und erinnert –
abgesehen von der Lage - kaum noch an eine Mühle.
Heute
(2020) ist das Anwesen im Besitz von Herbert Wölfelschneider und die ehemalige
Mühle dient Wohnzwecken.
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Bild 11: Ehemalige Tugersmühle im Januar
2012 (Quelle: Archiv Dr. H. Müller)
Das Gebäude rechts ist die ehemalige Mühle.
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Franz Tuger I.,
* 1825, † 1895, Sohn von Philipp Tuger und dessen Ehefrau Theresia Ambos, war
Müller auf der Tugersmühle und sein Bruder Johann Tuger I. war Müller auf der
Kirchmühle.
XMüllermeister und Stadtrat Georg Tuger I.
Georg Tuger I.
war der wohlhabendste und mächtigste Müller in Heppenheim im 19. Jahrhundert.
Neben der Mühle betrieb er auch die Landwirtschaft, vermutlich auch eine
Bäckerei und/oder Mehlhandel. 1867 und später wird er in der Liste der
"Preise der Bäckerwaaren" als "Bäcker und Brodhändler" genannt.
1864 ist er auf
Platz 57 der 61 Höchstbesteuerten des Kreises Heppenheim; 1867 ist er auf Platz
53 der 71 Höchstbesteuerten des Kreises Heppenheim; 1870 auf Platz 52 der 70
Höchstbesteuerten und 1886 auf Platz 23 der 50 Höchstbesteuerten des Kreises
Heppenheim.
Georg Tuger
wurde am 11.2.1833 in Heppenheim als Sohn von Friedrich Tuger und dessen
Ehefrau Juliana geb. Becker geboren. Er starb in Heppenheim am 11.12.1907. Er
heiratete in erster Ehe am 13.9.1853 Anna Maria Neff. Seine Frau starb bereits
am 3.9.1855. Der Witwer heiratete am 31.3.1856 in Weiskirchen bei Offenbach
Anna Maria Kaiser.
Im Dezember
1893 wird er als Rentner genannt. Im September 1896 wird im Verordnungs- und
Anzeigeblatt darüber informiert, dass Georg Tuger I. die Landwirtschaft
aufgibt.
Kinder:
1.) Georg Tuger
II., * 1854, † 1912
2.) Peter
Wilhelm Friedrich Tuger, * 1858, † 1861
1905 wurde Georg
Tuger I. im Adressbuch von Heppenheim als Privatier, wohnhaft in der
Werlestraße 21, genannt. Dort ließ er 1884/85 ein stattliches Wohnhaus erbauen (heute
Eckhaus B3 / Werlestraße, Werlestraße 19).
Um 1934 wohnte der Tierarzt Hugo Pfefferkorn in dem Haus.
Bild 12: Ehemaliges Wohnhaus des Georg
Tuger I.
(Quelle: Archiv Dr. H. Müller, 2014)
Georg Tuger I.
hatte viele Ämter und ein hohes Ansehen:
1875
wurde Georg Tuger zum Stadtrat gewählt. 1885 war Georg Tuger Vertrauensmann der
Müllerei-Berufsgenossenschaft. 1888 wurde er Mitglied des Wiesenvorstandes.1889
war er Geschworener und 1893 war er Mitglied der Musterungskommission.
In
seiner Todesanzeige wurde er als Großherzoglicher Ortsgerichtsmann und Stadtrat
geehrt.
Kunstmühlenbesitzer
Georg Tuger II.
Georg
Tuger II., der Sohn von Georg Tuger I. wurde 1854 geboren und starb 1912.
Wie
sein Vater hatte er viele Ämter und ein hohes Ansehen.
Kinder:
1.)
Joseph Gottfried Tuger, * 1891, † 1907
2.)
Ludwig Tuger, * 1893, † 1931 in USA als Priester
3.)
Emma Maria Epple, geb. Tuger, * 1893, † 1964 in Stuttgart
Mit dem
Aussterben der Familie ging auch die Erinnerung der Heppenheimer immer mehr
zurück.
Bild 13: Grabmal der Familie Tuger
(Quelle: Dokumentation HStA im Internet)
(nicht mehr vorhanden, Verbleib unbekannt)
Quellen:
1.) Heinz Reitz: Mühlen wiederentdeckt. Heppenheim 1997.
2.) Wilhelm
Metzendorf: Heppenheimer Lexikon. Heppenheim 1986.
3.) Willy
Lizalek: Heppenheims ältester Mühlenvertrag (1561). Die Starkenburg. 1985.
4.) Rudolf Kunz
und Hans Lorenz: Die Rodensteiner Mühle in Heppenheim. Die Starkenburg, Nr.
4/1995, S. 79/80
5.)
Verordnungs- und Anzeigeblätter der Stadt und des Kreises Heppenheim
6.)
Heppenheimer Sippenbücher
7.)
Kunstsammlung Maurer
8.)
Kulturdenkmäler in Hessen – Bergstraße I, Wiesbaden 2004
9.) Familien-, Heimat-
und Mühlenforschung von Dr. Hermann Müller
Ergänzende
Informationen sind sehr erwünscht!
Adresse,
Impressum, Copyright usw. gelten entsprechend der übergeordneten
Haupt-Homepage:
ENDE
Wappen Dr. Hermann Müller:
Seite zuletzt
bearbeitet von Dr. Hermann Müller am 18. Dezember 2021.